Samstag, 19. September 2020

Ancien Bisse du Ro – Abenteuer war gestern

Nervenkitzel, Wegführung vor dem Bau der Hängebrücke

Tourdatum: 18.9.2020 | 12,7 km | 4 h | ▲854 m | ▼855 m | T3 (SAC-Skala)

Vor einigen Tagen habe ich gelesen, dass es an der Bisse du Ro eine neue Hängebrücke geben soll. Zeit, der Bisse nach 2013 wieder einen Besuch abzustatten. Fazit: Die Bisse ist zu einer Touristenattraktion verkommen, bei der der letzte Nervenkitzel durch eine Hängebrücke ersetzt wurde. Anspruchsvoll und damit T3 sind nur noch einige Zu- und Abstiege. Einfach nur traurig. Hier mein Bericht von 2013: https://www.hikr.org/tour/post67796.html

Ich beginne meine Wanderung an der Haltestelle Le Pas de l;Ours in Crans s.S. Entlang der Hauptstraße nach Westen treffe ich bald auf den ersten Wegweiser zur Bisse du Ro. Auf breitem Waldweg geht es nun aufwärts zum Einstieg in die Bisse du Ro. Hier am Einstieg gibt es eine kleine Beiz und einige Parkplätze. Um die Beiz herum sieht man einen neuen Kännel mit Hüterweg, keine Info in der Karte. Leider habe ich auch keine Zeit zur Erkundung.

Der Einstieg an der Bisse macht mich stutzig. So hatte ich die Wege nicht in Erinnerung, breit gewalzt, mit Schotter belegt und rechts das kleine Bett der Bisse. Eigentlich soll sie bis Ende September Wasser führen, davon ist nicht viel zu sehen.

Später ändert sich der Belag, Holzbohlen „zieren“ den Weg, begleitet von massiven Geländern. Die Bilder reden eine deutlichere Sprache. Da, wo man eigentlich über einen schmalen Felssims hätte gehen müssen, hat man kurzerhand den Holzbohlenweg in die Bisse verlegt. In diesem Abschnitt scheint die Bisse noch in Betrieb zu sein, denn es sind neue Mauern entstanden.

Ich bewege mich heute entgegen der Laufrichtung, denn die meisten Wanderer kommen mir entgegen. Entlang der gesamten Bisse gibt es keinen anspruchsvollen Abschnitt mehr, alles total mit massiven Geländern gesichert. Die einzige Herausforderung, ab und zu muss man runter auf die Knie um unter den Felsen durchzukommen.

Der Abschnitt, der mir 2013 das meiste Adrenalin in die Adern gepumpt hat, ist jetzt durch die Hängebrücke entschärft. Da kann man nur noch traurig stehen bleiben und auf die ehemalige Wegführung schauen. Wer mal eine Geschichte der Bisse lesen möchte, dem empfehle den Bericht von einem hikr: https://www.hikr.org/tour/post37674.html.

Ich liebe zwar Hängebrücken, aber diese bietet nur traurige Rückblicke. Weiter geht es nun Richtung Nordosten zu P 1658. Auf diesem Weg gibt es noch einige pikante Abschnitte, die Trittsicherheit erfordern, denn das Gelände ist schuttig und steil.

Bei P 1658 mache ich mich nun auf den Rückweg.  Zuerst auf einer breiten Waldstraße, die später hinauf zum Lac Tseuzier führt. Ich wähle hier den Serpentinenabstieg zu P 1447. Ab hier bin ich allein unterwegs.

Nun geht es mehr oder weniger südlich zurück Richtung Pas de l’Ours. Die felsigen Abschnitte sind steinschlaggefährdet und zum Teil recht rutschig. Hier ist Trittsicherheit ein Muss, denn die Tiefblicke sind enorm. Zuerst steigt man bis auf P 1355 abwärts, dann folgt ein stetiger Aufstieg, der einen zuletzt wieder auf fast 1500m bringt.

Das letzte Teilstück dann wie am Vormittag zurück zur Haltestelle Les Pas du l’Ours. Die vielen Bilder geben hoffentlich einen guten Eindruck der heutigen Bisse du Ro. Für mich ein Beispiel, wie touristische Infrastruktur die Natur dauerhaft negativ beeinflusst.

Tour solo.

Ausgangspunkt Crans-sur-Sierre

bei der Beiz am Einstieg zur Bisse du Ro, in der Karte nicht verzeichnet

breite Schotterwege und neue Mauern am Rand der Bisse

sobald es schmaler wird sind massive Gitter installiert

im Hintergrund die Staumauer des Lac Tseuzier

alles total abgesichert

Bisse du Ro, der Teil, der offensichtlich noch in Betrieb ist

neue Mauern und breite Wege

ab und an ein dünner Wasserstrahl

Bisse du Ro, spektakulär aber total sicher

Bisse du Ro


ab und an muss man sich mal bücken um unter den Felsen durchzukommen

Blick auf die Gipfelparade

Bisse du Ro

das ist die Stelle mit den Bildern im Bericht von hikr bidi35 (siehe Text). Ein oft fotografiertes Motiv

nicht nur Geländer, sondern auch zusätzlich Seilsicherung

Ancien Bisse du Ro, nicht mehr in Betrieb

Ancien Bisse du Ro

Ancien Bisse du Ro

die neue Hängebrücke

ehemalige Wegführung, nun ist auch der letzte Nervenkitzel verschwunden

Blick von der Hängebrücke auf die ehemalige Wegführung

ehemalige Wegführung, der Weg dorthin ist zwar noch offen, aber am Ende ist ein Tor bei der Hängebrücke

Ancien Bisse du Ro, auch hier noch zusätzliche Seilsicherung

der Zustieg ist noch anpsruchsvoll

so wie hier

Rückblick

bei P 1658, hier wird die Ertentse überquert

kleiner Wasserfall


Herbstzeitlose

Wegführung Ancien Bisse du Ro

Gletschermühlen der Ertentse

Gletschermühlen der Ertentse

Wegführung bei Pra du Taillour

anspruchsvollere Abschnitte

Tritte und Seilsicherung

Rückblick auf den Aufstieg

schöner Weg im Wald

dieser Abzweig zur Bisse du Ro ist in der Karte nicht verzeichnet

Abstieg entlang steinschlaggefährdeter Felsen

noch einmal einen Blick zurück, durch die Licht-Schattenwirkung leider nicht so gut zu erkennen



aufgezeichneter Track


Ancien Bisse du Ro 2013

Ancien Bisse du Ro 2013

  

Region: Schweiz – Wallis – Mittelwallis

Anreise: SBB Basel – Bern – Visp – Sion; Bus 353 Sion – Crans sur Sierre, Le Pas du
                    l’Ours
               
Bus 353 Crans sur Sierre, Le Pas du l’Ours – Sion; SBB Sion – Brig – Bern -
                    Basel

5 Kommentare:

  1. Oh, da hat sich so einiges getan hier seit meinem letzten Besuch! Ich war letztmals im Jahr 2014 hier, damals fanden einige Bauarbeiten statt. Die Mauer in Bild 9 wurde damals erstellt.
    Die Hängebrücke erinnert mich an die Torrent neuf, wo auch alle spektakulären Wege stark vereinfacht wurden. Eigentlich schade, andrerseits habe ich auch schon von einem Todesfall an der Bisse du Ro gelesen.
    Gruss vom Werner

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  2. Ja, es stimmt. Es ist ein kleiner Junge tödlich abgestürzt ist, weil er unter einer Sicherung durchgerutscht ist. Aber wo bleibt die Eigenverantwortung? Wie sieht es aus, wenn alle anspruchsvollen Wege abgesichert werden? Es gibt keine 100%ige Sicherheit, schon gar nicht in den Bergen, das kann man nach jedem Wochenende lesen.

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  3. Oh nein! Mit dem vorderen Teil hatte ich mich mittlerweile angefreundet, solange sie hinten wenigstens noch die Bretter-Partie als Hommage an die Ursuone belassen haben. So jedoch ist es einfach nur noch ein schöner Wanderweg mit Tiefblick, hat aber mit einer Bisse im klassischen Sinne überhaupt nichts mehr zu tun. Aus touristischer Sicht von Crans Montana verständlich, für Kenner der ursprünglichen Verhältnisse jedoch ein Schlag ins Gesicht.
    Hoffe nur, sie kommen bei der Wyssa nicht auch noch auf solche Ideen.....

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    1. Das kann ich auch nur hoffen. Ich befürchte aber, je mehr Werbung für das Wandern an Suonen gemacht wird, desto höher werden die Sicherungen. Da bleibt nur die Suche nach dem weniger Bekannten und damit noch ursprünglich verbliebenen.

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  4. Oh nein! Mit dem vorderen Teil hatte ich mich mittlerweile angefreundet, solange sie hinten wenigstens noch die Bretter-Partie als Hommage an die Ursuone belassen haben. So jedoch ist es einfach nur noch ein schöner Wanderweg mit Tiefblick, hat aber mit einer Bisse im klassischen Sinne überhaupt nichts mehr zu tun. Aus touristischer Sicht von Crans Montana verständlich, für Kenner der ursprünglichen Verhältnisse jedoch ein Schlag ins Gesicht.
    Hoffe nur, sie kommen bei der Wyssa nicht auch noch auf solche Ideen.....

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